Rosa BrunnerFeldforschung
 

Hermannsberg

Der Steinbruch nahe Sand am Main

Rosa Brunner beginnt ihre Feldforschung 2022 mitten im Steigerwald, im fränkischen Schichtstufenland. Sander Schilfsandstein steht dort an, ein Sedimentgestein, 200 Millionen Jahre alt. Aus diesem Sandstein sind vor allem feingliedrige Bauteile und Skulpturen wie der Bamberger Reiter geschaffen.

Umgeben von Wald und Weinbergen, von zahlreichen stillgelegten historischen Steinbrüchen, ist dieser seit über 1000 Jahren in Betrieb. Er gehört dem Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser GmbH. Heute wird dort diskontinuierlich gebrochen, je nach Bedarf. So entstehen wertvolle Naturräume. Sie bieten vom Aussterben bedrohten Tierarten wie Uhu, Wanderfalke, Gelbbauchunke, Kammmolch, Zauneidechse, diversen Fledermausarten ect. einen Lebensraum, der in unserer heutigen Kulturlandschaft nur noch selten zu finden ist. Moose und Flechten setzen sich an. Ein Biotop entsteht.

Der Steinbruch war von April bis September mein Labor. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Ort und dem Gestein wurde in einem interdisziplinären Dialog vertieft.

Zu Gast waren folgende Expert:innen:
Elke Doer, Grafikdesignerin
Martin Graser, Geschäftsführung Bamberger Natursteinwerk
Gisela Jäckle, freischaffende Künstlerin
Paulus Sinner, Geologe
Prof. Dr. Hubert Sowa, Zeichner und Kunsttheoretiker


Raum

Mitten im Wald öffnet sich ein magischer Raum. Eine intime eigene Landschaft in der Landschaft. Mein Sommerwohnzimmer.

 


Risse & Spuren

Risse in den Wänden, wie Zeichnungen. Verwerfungen. Menschliche Spuren. Bohrlöcher, Sägerillen, Reifenabdrücke von riesigen Maschinen lassen andere Dimensionen ahnen.


Strukturen & Farben

Orange Wände und Krusten.
Changierende Farben von türkis über rot, violett. Verführerisch –  gerade die blauen Farbtöne in den oberen Schichten. Hier ist die Materie oft wie Blätterteig, zerfällt, wenn ich sie hochhebe.



Kipppunkte

Steinhaufen. Gerutsch. Spannende Situationen. Tonnen scheinen in der Schwebe, wie eingefrorene Momente.



Solitäre

Überall Skulpturen. Bruchstücke. Zufall oder Inszenierung? 




Natur & Kultur

Nur wenige Wochen im Jahr wird hier abgebaut. Danach versinkt der Steinbruch wieder in seinen Dornröschenschlaf, wird von der Natur zurückerobert.
„Jedes Jahr kann man hier aufs Neue die Entstehung des Lebens beobachten“ (Zitat von G.Schroll, begeisterter Steinbruchbesucher)


Dialog

Im August war Gisela Jäckle, Künstlerin aus Ulm, für drei Wochen zu Gast im Steinbruch. Die Expert:innen Paulus Sinner, Geologe, Prof. Dr. Hubert Sowa, Zeichner und Kunsttheoretiker, und Elke Doer, Grafikdesignerin, begleiteten kontinuierlich das Projekt. Höhepunkt war eine Exkursion in den Steinbruch Breitbrunn, wo die Geologie des fränkischen Schichtstufenlandes nochmal deutlicher zu sehen ist.